Die ekelerregenden Vorkommnisse der Silvesternacht verbleiben uns lebhaft im Gedächtnis. Auf widerwärtige Weise wurden in dieser Nacht hunderte Frauen Opfer von sexuellen Übergriffen am Kölner Hauptbahnhof. Erneut ging durch Deutschland ein #aufschrei, doch ein Teil der Reaktionen darauf sind so widerlich, wie die Vorkommnisse selbst. Denn jetzt werden die Stimmen der selbsternannten „Frauenrechtler“ laut, die gegen die „bösen“ Migranten und Flüchtlinge hetzen, die ja angeblich nur hierher kämen um deutsche Frauen zu belästigen und zu vergewaltigen.
Wo sind denn diese „Frauenrechtler“ wenn durchschnittlich – ganz ohne Flüchtlinge – 20 Frauen pro Tag vergewaltigt werden und tausende mehr sexualisierter und häuslicher Gewalt ausgesetzt sind? Die Zahlen sprechen für sich: Jede 3. Frau erfährt in ihrem Leben sexuelle Gewalt. Offensichtlich sind sexistische Übergriffe auch hier bei uns entsetzliche Normalität und kein „importiertes“ Problem durch Flüchtlinge. Sexismus kann man nicht durch Rassismus beantworten!
Vergewaltigung ist in Deutschland zwar verboten, die strafrechtliche Verfolgung wird den Opfern durch die Schikanen vor Gericht aber massiv erschwert. Die Betroffene muss z.B. nachweisen, dass sie sich körperlich gewehrt hat, ein deutliches „Nein, ich will das nicht!“ reicht vor Gericht nicht aus. Deshalb stellen nur 8% der betroffenen Frauen eine Anzeige, nur 1% (!) der Vergewaltiger werden erfolgreich verurteilt.
Vergewaltigung und Missbrauch sind jedoch nicht die einzigen Formen von sexualisierter Gewalt, der Frauen tagtäglich ausgesetzt sind. Auf andere Weise gravierend ist der alltägliche Sexismus durch Schönheitsideale, ausgelöst durch Werbung und Sendungen wie „Germany’s Next Topmodell“. 50% aller Mädchen unter 15 Jahren halten sich für zu dick, bei Normal- oder Untergewicht. 90% der weiblichen Teenager wollen abnehmen. Solche Schönheitsideale sind nicht einfach nur unrealistisch, sondern lebensgefährlich! In den letzten Jahren hungerten sich durchschnittlich 82 (!) vor allem junge Mädchen im Namen der Perfektion zu Tode.
Eine ganze Industrie profitiert davon, Frauen und Mädchen einzureden, dass ihre Körper zu dick, zu groß, zu klein, im Gesamten zu unweiblich und hässlich seien, um ihnen dann das „Wundermittel“ zu verkaufen mit dem sie ihre „Makel“ beheben können. So wird wissentlich in Kauf genommen, dass die Psyche und der Körper junger Frauen nachhaltig geschädigt wird. Jedes dritte (!) 16jährige Mädchen in Deutschland hat eine Essstörung! (Übrigens: Bei diesem Thema werden mehr und mehr auch Männer Zielscheibe der Schönheitsindustrie: Auch hier nehmen Essstörungen zu, vor allem im Hinblick auf Bodybuilding usw.)
Außerdem: Nach wie vor verdienen Frauen im Schnitt 22% weniger als Männer, bei gleicher Arbeit. Zusätzlich fällt ihnen immer noch meistens die Kindererziehung und Hausarbeit zu – Frauen bleiben so letztlich finanziell abhängig von ihrem Partner.
Frauen sind jedoch nicht, wie das sexistische Vorurteil suggeriert, schwach und hilfsbedürftig: Seit Generationen kämpfen Frauen auf der ganzen Welt für ihre Rechte. Nur so konnten, oft auch zusammen mit den Männern, Wahlrecht, freie Berufswahl usw. erkämpft werden. Auch heute stehen Frauen auf der ganzen Welt auf: Seien es die Frauen in Syrien, die gegen den „Islamischen Staat“ kämpfen, oder die „pinken Saris“ die in Indien den Schutz von Frauen vor Gewalt selbst in die Hand genommen haben.
Lasst uns auch hier aktiv werden! Nur gemeinsam können wir etwas bewegen! Gegen eine Welt in der junge Frauen in die Magersucht getrieben werden, in der frauenverachtende Rapper wie Kollegah zum Vorbild für junge Männer werden. Gegen eine Gesellschaft, in der Männer und Frauen in einem Käfig aus Erwartungen und Rollenbildern eingesperrt werden. Für eine echte Gleichstellung der Geschlechter!
WIR FORDERN:
// Nein heißt Nein! Vergewaltigung effektiv unter Strafe stellen!
// Schnelle & unbürokratische Hilfe für Betroffene! Mehr Geld für Frauenhäuser & andere Hilfseinrichtungen.
// Gegen propagierten Hungerwahn! Sexistische Werbung verbieten!
// Gleicher Lohn für gleiche Arbeit! „Frauenberufe“ aufwerten!
// Gegen die Ausnutzung des Themas für Rassismus! Refugees Welcome!