Von Bonn nach Genf: Hungerstreik für Afrin!
Wir, die Bonner Jugendbewegung, sind eine offene linke Jugendgruppe in Bonn. Wir sind aktiv gegen Sexismus, gegen Rassismus, gegen die Einschränkung von Grundrechten, gegen soziale Kürzungen und weiteren tagesaktuellen Themen. Derzeit beschäftigen wir uns viel mit Afrin, einem Kanton in der demokratischen Förderation Nordsyrien.
Seit dem 20.01.2018 verübt Erdogan mit seinen islamistischen Verbündeten einen Angriffskrieg auf die dortige Zivilbevölkerung, der sich mittlerweile in eine ethnische Säuberung, ein Massaker und eine Besatzung entwickelt. Um darüber zu informieren und zu protestieren, gehen wir mit unserem kurdischen Freundinnen und Freunden gemeinsam auf die Straße. Am 19.3.2018 begannen schließlich einige Aktivistinnen und Aktivisten einen Hungerstreik vor dem Sitz der Vereinten Nationen in Genf. Die Hungerstreikenden fordern die Schließung des Luftraums über Afrin, die Entsendung von UN-Beobachtern, Hilfeleistungen für die Flüchtlinge durch das Rote Kreuz, die Rückkehr der Flüchtlinge, die Rückgabe des geplünderten Eigentums sowie die Bildung einer UN-Kommission zur Untersuchung der seit zwei Monaten andauernden Rechtsverletzungen und Kriegsverbrechen in Afrin. Einer unserer Aktivisten schließt sich nun (am 28.3.2018) auch dem Hungerstreik an, hier sein Statement dazu:
Um euch meine persönliche Motivation zu erklären, am Hungerstreik teilzunehmen, schildere ich wie ich selbst den Kampf gegen den ,,Islamischen Staat” wahrnehme. Es sind nämlich nicht deutsche Waffen die Frieden und Sicherheit bringen, mit den Waffen werden Zivilistinnen und Zivilisten ermordet, währenddessen erwirtschaften deutsche Konzerne Profite. Der Frieden resultiert aus dem mutigen und heldenhaften Kampf der Verteidigungseinheiten SDF, YPG und YPJ!
2014 marschierten die Bestien vom ,,IS” in den Irak ein, eroberten einige Gebiete, besetzten diese, massakrierten Zivilistinnen und Zivilisten. Anfang August 2014 verübten sie einen Genozid an den Ezidinnen und Eziden im Shengal, zahlreiche Menschen wurden hingerichtet. Unzählige Frauen und Kinder wurden verschleppt, verkauft, versklavt und vergewaltigt. Währenddessen schaute täglich die Nachrichten und war schockiert. Schließlich kämpften die Volksverteidigungseinheiten YPG mit den Frauenverteidigungseinheiten YPJ einen Korridor frei und retteten somit tausenden das Leben. Dafür wurden die YPG und YPJ überall zurecht hoch gelobt.
Doch der ,,IS” mordete und eroberte weitere Gebiete! Schließlich griff er im Oktober 2014 Kobane an. Die Stadt ist direkt an der türkischen Grenze und die kurdenfeindliche, türkische Regierung nutzte die Gelegenheit, um den ,,IS” medizinisch, logistisch, finanziell und militärisch zu unterstützen. Währenddessen schlossen sich aus der ganzen Welt mehr und mehr freiwillige den YPG und YPJ bei der Verteidigung Kobanes an, so auch die Duisburger Aktivistin Ivana Hoffmann. Nun haben wir es der YPG und YPJ zu verdanken, dass der ,,IS” in Kobane seine erste große Niederlage erlitt! Ich selbst wurde im Oktober 2014 politisch aktiv, besuchte Kundgebungen, Demos und Infoveranstaltungen in Solidarität mit Kobane. Denn ich wollte nicht sprachlos und schockiert vor den Nachrichten sitzen, ich wollte mich mit anderen austauschen und gemeinsam protestieren!
Seitdem ich politisch aktiv bin, beschäftige ich mich noch mehr mit der kurdischen Bewegung. Wer sind diese YPG, YPJ und SDF? Wie kann es sein, dass sich hunderte freiwillige aus der ganzen Welt diesen Organisationen anschließen? Wofür kämpfen die da? Ich war auf verschiedenen Infoveranstaltungen, habe Filme gesehen, Bücher gelesen und mir schließlich einen Einblick verschafft.
In Mitten des seit 2011 andauernden Krieges in Syrien, wurden im Norden des Landes, basisdemokratische Rätestrukturen aufgebaut. Dort werden politische Entscheidungen in Räten beschlossen, an denen jede und jeder aktiv mitwirken kann. Die Wirtschaft wird in Kooperativen organisiert, diese orientieren sich an den Bedürfnissen der Bevölkerung, einer fairen Aufteilung und der Ökologie. Ein weiterer Punkt ist der Feminismus: Eine Gleichbehandlung zwischen Mann und Frau wird angestrebt. So gibt es bei allen Posten zwei Ko-Vorsitzende, um die 50% Geschlechterquote zu erfüllen. Zudem gibt den Fernsehsender JinTV, welcher sich darauf fokussiert den Frauen eine Stimme zu verleihen sowie das Frauendorf Jinwar und ein flächendeckendes Netz von Frauenhäusern, welche Frauen Rückzugsorte bieten. Die beschriebenen basisdemokratischen, antikapitalistischen und feministischen Verhältnisse sind nicht nur für den Nahen und Mittleren Osten, sondern für die ganze Welt ein Fortschritt! Um die Demokratische Föderation Nordsyrien vor dem ,,IS” und anderen Terroristen zu verteidigen, gibt es die Volksverteidigungs- und Fraueneinheiten YPG und YPJ, sowie die syrisch-demokratischen Kräfte SDF. Diese sind ebenfalls demokratisch organisiert, verteidigen die Zivilbevölkerung und die beschriebenen, fortschrittlichen Elemente!
Doch immer wenn sich Kurdinnen und Kurden organisieren, um ein fortschrittliches und demokratisches Projekt umzusetzen, will Erdogan dies verhindern. Daher startete er und seine islamistischen Verbündeten am 20.01.2018 den Angriffskrieg auf den nordsyrischen Kanton Afrin. Der Krieg entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einer Besatzung, ethnischen Säuberung und einem Massenmord an den dort Lebenden. Seit dem ersten Tag gehen wir mit unserem kurdischen Freundinnen und Freunden gemeinsam auf die Straße, um darüber zu informieren und zu protestieren. Doch auch während Erdogans Angriffskrieg genehmigt die BRD weitere Waffenexporte an ihn und macht sich damit mitschuldig! Daher sollte jeder von uns seine Stimme erheben, auf die Straße gehen und protestieren.
Ich will hier nicht meinen normalen Alltag nachgehen, während gerade mit deutschen Waffen ein Genozid durchgeführt wird! Ich will, auf den mutigen und heldenhaften Kampf der YPG, YPJ und SDF sowie auf die Werte für die sie kämpfen aufmerksam machen! Ich will, dass die Vereinten Nationen einschreiten, dass eine Flugverbotszone eingerichtet wird, Erdogans Luftangriffe ein Ende haben und dass die UN für humanitäre Hilfe sorgen! Weil die Vereinten Nationen sofort einschreiten müssen, mache ich mich auf den Weg nach Genf und schließe mich dem Hungerstreik an.
Spenden für Afrin an:
http://www.heyvasor.com/de/
https://www.medico.de/
weitere Links:
https://www.heise.de/tp/features/Keine-Pressefreiheit-fuer-Kurden-Tuerkische-Zustaende-inDeutschland-3992073.html
https://anfdeutsch.com/aktuelles/hungerstreik-fuer-efrin-vor-un-sitz-in-genf-3245
https://www.heise.de/tp/features/Proteste-diskreditieren-ein-Praxisbeispiel-3999598.html
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/tuerkei-bundesregierung-genehmigte-bis-zuletzt-waffenexporte-a-1191162.html
Operation Olivenzweig: Krieg gegen die Kurden – Made in Germany
Operation Olivenzweig: Krieg gegen die Kurden – Made in GermanyPanzer, Gewehre, Haubitzen – MONITOR-Recherchen zeigen: Beim Krieg der Türkei gegen die Kurden in Nordsyrien sind weit mehr deutsche Waffen und Technologien im Einsatz als bislang bekannt. Ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg eines NATO-Partners mit deutscher Unterstützung? Die Bundesregierung hält an Rüstungsexporten in die Türkei grundsätzlich fest. Und das, obwohl die Türkei bei ihrer Offensive von Milizen unterstützt wird, unter denen sich laut Experten auch islamistische und dschihadistische Söldner befinden.
Posted by Monitor on Freitag, 2. Februar 2018