+++Rassistischer Angriff in Bonn+++

Täglich sehen wir wie gegen Juden, Muslime, Schwarze, Migranten und Flüchtlinge gehetzt wird.Gehetzt wird von zahlreichen Zeitungen sowie in Talkshows, in sozialen Medien, bei Pegida Demos, bei AfD Parteitagen, bei Raczeks Treffen, auf Transparenten der Identitären, bei Naziaufmärschen usw. Aber Hetzer sind nicht nur organisierte Neonazis und Faschisten, sondern auch die ganzen Sarrazins (SPD) und Seehofer (CSU) in akzeptierten/etablierten Parteien. Rassismus erstreckt sich durch alle gesellschaftlichen Klassen und Schichten! Und was folgt aus der Hetze: Rechte Ansichten gewinnen an Zuspruch und daraus folgen Taten. Es werden Juden, Muslime, Schwarze, Migranten und Geflüchtete ausgegrenzt, beleidigt, angegriffen oder deren Wohnheime in Brand gesteckt. Seit 1990 gab es in Deutschland knapp 200 Morde* durch rassistische Gewalt, die Dunkelziffer ist um ein Vielfaches höher. Rassistische Gewalt steigt an und laut Amadeu-Antonio-Stiftung ignorieren Behördern oft rechtsradikale Zusammenhänge.

Rassismus muss benannt und gestoppt werden! Wir rufen dazu auf, aktiv zu werden, anstatt zu schweigen und wegzuschauen! Wir wollen, dass möglichst viele Menschen gegen den Rechtsruck aufstehen! Solidarisiert euch mit Betroffenen, verteidigt sie oder werdet selbst in einer antirassistischen Gruppe aktiv.In der Nacht auf den 24.01.2018 wurde einer von uns Opfer eines rassistischen Angriffes. 

Hier ist sein Betroffenenbericht:

Es war etwa um 0 Uhr, als ich mich wegen meiner Teilnahme an einem Kicker-Turnier in einer Kneipe in der Bonner Altstadt aufhielt und eine Frau (etwa schulterlange blonde Haare, dunkle Kleidung, beide Arme tätowiert, Unterlippenpiercing, ca.25-30 Jahre, 1,65-1,70m) mit mehreren Freunden reinkam. Ich war nah am Kickertisch, der hinter der Tür ist. Die Frau war aggressiv und schrie mich an, aber ich verstand sie nicht. Ich ging zu ihr und fragte, warum sie so schrie und sie wurde noch aggressiver als ich sie bat, englisch mit mir zu sprechen. Daraufhin schrie sie unter anderem „bloody scarf, terrorist, fucking muslim, go back to Gaza, go to Isis, fuck your religion, six million jews died because of you“

Ich brauchte meine Zeit, bis ich verstand, was sie inhaltlich von mir wollte, da sie ihren Ton auch nach meiner Bitte nicht senkte. Sie wertete meinen Schal als politische Botschaft. Aus meinem Herkunftsland kenne ich ihn allerdings eher als ein übliches unpolitisches Kleidungsstück und genauso trage ich ihn auch. Das habe ich ihr ebenfalls so erklärt, aber sie blieb aggressiv und schrie erneut: „fuck you, fuck all the muslims“.
Ich versuchte ihr zu erklären, dass Terroristen nichts mit der Nationalität zu tun haben und Gewalttaten ja auch von Deutschen begangen werden könnten, doch ihre Aggression blieb und ich begriff, dass eine normale Unterhaltung von ihr nicht gewünscht war. Die Frau drohte mir während meines Kickerspiels, indem sie mir den Mittelfinger zeigte und mit ihre Fingern von ihren Augen auf meine Augen richtete.
Als meinen Mitspielern und Freunden dieses Verhalten auffiel, informierte einer von ihnen den Türsteher, der die Frau daraufhin herausbat. Sie schubste ihn jedoch weg von sich, rief „fuck all the refugees“ und so kam es zu einem Gerangel. Dabei wurde ich auf den Tisch in der Mitte der Kneipe geschubst, sodass Glasflaschen zu Bruch gingen, zog mir aber sonst nichts weiter zu. Andere schützten mich. Ich wurde mehrfach geschubst und auf den Kickertisch gedrückt. Mehrere Menschen gingen bei dem Gerangel zu Boden.

Schließlich wurde die aggressive Frau rausgebracht und ihre Freunde gingen mit ihr raus. Während dem Gerangel haben sich ihre Freunde zum Großteil zurückgehalten. Kurz daraufhin sah ich aus dem Fenster, wie sich die Frau draußen mit einer dunkelhäutigen Person stritt. Ich bin mit einem Freund nach draußen gegangen, wir haben eine geraucht und erneut rief die Frau ,,Fuck all refugees“. Ein Freund von mir rief die Polizei. Als die Polizei kam, sah ich wie die Frau einen Polizisten mit einer Glasflasche ins Gesicht schlug, Pfefferspray wurde gesprüht und dann nahm die Polizei die Frau mit. Mitarbeiter der Bar sagten mir später, dass die Polizei ihnen mitteilte, das Gerangel habe keinen rassistischen Hintergrund.“

Wie wir im Nachhinein feststellen mussten, handelt es sich bei der Täterin keineswegs um eine AfD oder Pegida Anhängerin, wie in der Einleitung vermutet. Es stellte sich heraus, dass die Täterin dem sog. antideutschen (pro zionistischen) Spektrum zuzuordnen ist. Teile des antideutschen Spektrum unterstellen Kufiya-Trägern (,,Palituch“-Trägern) Antisemitismus und Terrorismus-Sympathie.

In muslimisch geprägten Ländern ist die Kufiya ein traditionelles und kulturelles Kleidungsstück, so trägt es auch der Betroffene. Wer nun das Tragen von traditionellen und kulturellen Kleidungsstücken als terroristisch bezeichnet, der wertet die gesamte Kultur als terroristisch ab und bezeichnet somit alle ihr Angehörigen als Terroristen. Solche pauschalen Beschimpfungen gegen bestimmte Ethnien sind rassistisch.

Zudem wird die Kufiya auch politisch getragen: Es ist ein Zeichen für die Solidarität mit Palästina, daher steht es symbolisch gegen die Unterdrückungs- und Besatzungspolitik Israels. Wer das Tragen der Kufiya als politisches Symbol als terroristisch bezeichnet, verteidigt somit die rassistische Unterdrückungs- und Besatzungspolitik Israels.

Die Täterin ging davon aus, dass der Betroffene selbst aus Palästina stammt, sie bezichtigte ihn aufgrund seines Schals des Terrorismus. Ob der Betroffene nun Palästinenser ist, ist hierbei irrelevant. Denn hierbei geht es um die Aussagen, die Denkweise, die Intention und die fehlende Einsicht der Täterin. In ihren Aussagen zeigt sich, dass ihr Hass auf Palästina und Palästinenser mit ihrem Hass auf den Islam und Muslime einher geht. Diese rassistische Denkweise kann aus unserer Sicht nicht spontan aus Drogenkonsum oder Ähnlichem entstanden sein.

Ihre rassistische Denkweise ist ein Teil ihrer politischen Haltung und diese ist für Teile des antideutschen Spektrum nicht unüblich: Bereits vor einigen Monaten wurde eine unserer Aktivistinnen bei einer Aktion gegen die AfD aufgrund von ihrer Kufiya verbal attackiert: Sie wurde von einem Mensch aus dem antideutschen Spektrum dazu aufgefordert ihren ,,Lappen“ wegzuwerfen.

Der Betroffene hat Solidarität von Einzelpersonen aus dem Umfeld der Täterin erfahren, aber eine öffentliche Verurteilung von Gruppen, die mit der Person zu tun haben/hatten bleibt aus. Wir fordern alle Gruppen aus ihrem Umfeld sowie an sich alle linken Gruppen dazu auf, sich mit dem Betroffenen zu solidarisieren und somit den antimuslimischen und zionistischen Angriff zu verurteilen.

Betroffen ist einer, doch gemeint sind wir alle. Daher sagen wir ,,Jetzt erst recht: Stoppt Rassismus! Freiheit für Palästina!“. Denn wir verurteilen Israels Besatzungspolitik sowie jeglichen Rassismus. We want peace in Palestine and not Palestine in pieces! Organize against racism!

 

Ankündigungen:

Jeden Freitag | Bonn | Offenes Gruppentreffen der Bonner Jugendbewegung

3.3. | Berlin | zentrale Großdemo in Solidarität mit Afrin 

8.3. | Bonn | Demo zum Weltfrauentag

14.4. | Dortmund | Blockaden gegen einen Naziaufmarsch

 

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